Island ´22 – Spätsommer im Nordosten

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Samstag, 20. August (Anreise)

Und wieder so ein Moment, den man eigentlich nicht braucht. Schon gar nicht zu Beginn einer Reise und erst recht nicht, wenn man in wenigen Stunden sich in Keflavík mit noch weiteren Mitreisenden treffen möchte, um eine gemeinsame Tour in den Norden dieser einzigartigen Insel Island zu machen. Aber letztlich ist es gut gegangen, auch wenn wir 2 ½ Stunden in der Schlange zum Sicherheits-Check gestanden haben, schließlich in der Annahme, unsere Maschine im Leben nicht mehr zu bekommen. Wir haben sie bekommen und sind dann zwar mit veritabler Verspätung, aber schließlich doch glücklich auf Island gelandet. … mit ein paar grauen Haaren mehr!

Samstag, 20. August (offizieller Reisebeginn)

Unseren Wagen haben wir anstandslos bekommen und uns gleich ins nah gelegene Örtchen Keflavík begeben. Die Zimmer in unserem Gästehaus waren rasch bezogen und dann ging es auch gleich zum Essen, schließlich raubt einem Stress Kalorien, und die müssen wieder aufgefüllt werden! Das Restaurant Library war dafür wieder eine gute Adresse, stilvolles Ambiente und gute Küche. Das ließ dann doch den ersten Tag gut abschließen!

Sonntag, 21. August

Unsere Unterkunft gehört zu denen, die ein Self-Service-Frühstück bieten. Das heißt, dass der Kühlschrank bestückt ist und man nach eigener Planung frühstücken kann. Und dann machen wir uns auf den Weg. Das Wetter ist gut und da Anfang August der neue Vulkan auf dem Fagradalsfjall noch einmal ausgebrochen war, machen wir einen kleinen Abstecher über Grindavík, entlang der Wrackküste, werfen einen Blick auf das neue Lavafeld, fahren am Hochtemperaturgebiet Seltun und dem Kleifarvatn vorbei und erreichen schließlich wieder die Straße 40, die Keflavík und Reykjavík verbindet. Alleine für diesen Teil der Insel könnte man locker ein bis zwei volle Tage einplanen, ohne dass einem langweilig würde; zu sehen und zu wandern gibt es genug.

Da unser Etappenziel allerdings im Norden liegt, müssen wir zusehen, dass wir vorankommen. Da von der Ringstraße 1 sich aber ein schöner Blick auf den Eiriksjökull, einen Nebengletscher des großen Langjökull, bietet, sind wir quasi zu einem Stopp gezwungen. Wir erreichen Akureyri am späteren Nachmittag und checken ein in unser kleines aber feines Hotel. Die Bedienung der Türschließanlagen mittels Code-Eingabe ist nicht ganz selbsterklärend, aber auch nicht unlösbar. Die Schwarm-Intelligenz hat auch diese Aufgabe mit Bravour gemeistert 😊

Abendlich kehren wir im Restaurant Bryggian ein, ein gastlicher Ort in einem historischen Gebäude, direkt am Hafen. Da das Wetter aber nach wie vor gut ist und auch die Nordlicht-Vorhersage uns nicht hätte ruhig schlafen lassen, begeben wir uns auch noch einmal mit voller Foto-Ausrüstung zum Fjordufer, und das auch nicht vergebens. Es ist zwar kein ganz großes Feuerwerk, aber wir stehen ja auch noch am Anfang unserer Reise.

Montag, 22. August

Nach dem á-la-Card-Frühstück in unserer Unterkunft machen wir einen Spaziergang in Richtung der Innenstadt mit ihrer schönen und lebendigen Fußgängerzone. Dann schlagen wir den Weg ein zur Domkirche, die von Samuel Gudjonsson geschaffen wurde, nach dessen Plänen auch die  Hallgrimskirche in Reykjavík gebaut worden war. Dort betrachten wir insbesondere die bunten Kirchenfenster, die den Leidensweg Christi zeigen und noch Motive aus der Vergangenheit des Christentums auf Island. Schließlich gehen wir weiter in den Botanischen Garten der Stadt. Um die 6000 Pflanzen aus aller Welt und alle isländischen Pflanzenarten kann man hier betrachten. Vieles steht noch in Blüte, auch wenn einige frühe Arten sich schon von ihrer Blütenpracht verabschiedet haben. Zurück bei der Unterkunft machen wir erst einmal Verpflegungspause und begeben uns dann auf die Straße, zur Ostseite des großen Fjordes, des Eyjafjöðurs. Hier ist das Museumsgehöft Laufas unser Anlaufpunkt. Dieser prächtige und große Hof hat seinen Ursprung um 1830 und wurde in den folgenden Jahrzehnten ausgebaut und die Häuser mit Prachtgiebeln versehen. In seiner Hochzeit waren wahrscheinlich um die 30 Personen auf dem Gehöft beschäftigt. Neben der Schafhaltung spielte auch die Eiderentenzucht eine bedeutsame Rolle. Sowohl die Daunen als auch die Eier waren begehrt. Neben Fisch lieferte das Meer auch Treibholz und angetriebene und verendete Wale sorgten für Fleisch und Öl. Das im Gelände in großen Mengen gesammelte Isländisch Moos diente in jener Zeit als mineralreiche Essenbeigabe.

Einen kleinen Abstecher machen wir dann noch zu dem Küstenort Grenivík. Auch hier bestimmte Fischfang und -verarbeitung in den vergangenen Jahrzehnten das Leben. Hiervon berichtet das kleine, aber sehenswerte Museum am Hafen.

Abends, zurück in Akureyri, besuchen wir das Bautinn Restaurant und lassen uns verwöhnen; ein schöner Abschluss eines eindrucksvollen Tages.

Dienstag, 23. August

Nach dem Frühstück packen wir wieder unsere Sachen und es geht weiter in Richtung Osten. Der Fluss Skjálfandaflót wird von der Ringstraße überquert und hier sollte man durchaus einmal anhalten. Zwei außerordentliche Wasserfälle gilt es zu bestaunen. Etwas im Landesinneren liegt der Aldeyjarfoss und fast direkt an der Ringstraße der Goðafoss, wir statten beiden einen Besuch ab, bevor es dann weitergeht zu unserer nächsten Unterkunft am Mývatn. 

Hier am See gibt es eine bemerkenswerte Speisestätte, dass Vogafoss Cowshed Restaurant. Hervorgegangen aus einem Milchviehbetrieb wird seit der jüngeren Vergangenheit auch auf Tourismus gesetzt und dazu gehört halt auch das Restaurant. Direkt an den Stall gebaut hat man aus dem Speiseraum ein Blick durch große Panoramafenster in die Stallung und auch in den Melkbereich. Die Speisekarte weist dann auch eine Anzahl von Produkten aus eigener Erzeugung auf. Kürzer können Produktwege kaum sein.

Mittwoch, 24. August

Der heutige Tag begrüßt uns mit wechselhaftem und windigem Wetter und dieses hält sich leider auch über den Tag hinweg. Aber rumsitzen kommt nicht infrage und so machen wir uns auf den Weg und besuchen zunächst die Grotagjá, eine mit klarem Thermalwasser gefüllte Felsspalte. Anschließend laufen wir durch den Gartenpark Höfði und können wunderschöne Blicke in kleine, versteckte Buchten des großen Sees werfen. Mit Geduld kann man hier sehr gut Wasservögel beobachten, so schwimmt uns auch ein Eistaucher vor die Linse und auf einer Wiese entdecken wir noch einen jungen Goldregenpfeifer. Anschließend besuchen wir das Lavagebiet Dimmuborgir mit seinen Zinnen, Lavaschloten und Höhlen. Da das Wetter sich aber insgesamt nicht gerade freundlich zeigt und es durchaus auch schon fortgeschrittener Nachmittag ist, begeben wir uns in unsere Unterkunft und schauen, dass wir uns auch anständig versorgen 😊

Donnerstag, 25. August

Das Grau hält sich, aber wir versuchen dennoch, etwas aus dem angebrochenen Tag  zu machen. Um dem beständigen Regen und Wind zu entgehen, schlagen wir aber bald unseren Weg ein in Richtung des Vogelmuseums Sigurgeis Fuglasafn. Die ganze Vogelwelt Islands und noch mehr ist hier ausgestellt und beschrieben. In einem Nebengebäude ist zudem noch eine Ausstellung über den Fischfang in der Gegend des Mývatn in der Vergangenheit eingerichtet.

Zum späteren Nachmittag bessert sich das Wetter insofern, dass der Regen aufhört und so beschließen wir, noch einmal eine kleine Wanderung zu wagen. So fahren wir zunächst zum Mývatn Nature Bath, widerstehen allerdings der Verlockung, uns dort einfach in das warme Wasser zu legen, und machen uns auf den Weg in Richtung der Felsspalte Grotagjá; die Spalte ist halt immer wieder ein schönes Ziel!

Freitag, 26. August

Wir genießen das gute Frühstücksbuffet in unserer Unterkunft, bevor wir uns wieder auf ins Gelände begeben. Zunächst steht das Hverir-Hochtemperaturgebiet auf unserer Stopp-Liste. Hier steht die vulkanische Hitze unmittelbar an. Graue Schlammquellen blubbern vor sich hin, an einigen Stellen zischt Dampf unter Druck aus dem Boden und über der Landschaft liegt der Geruch von Schwefel, den wir auch an vielen Stellen als kristalline Ausblühungen sehen können. Wir fahren anschließend ein Stück weiter in Richtung des großen Vulkans Krafla, machen aber lediglich einen Stopp an einer Dusche, die scheinbar willkürlich im Gelände steht (aber durchaus von uns genutzt wird) und am Geothermal-Kraftwerk Kröflustöð. Das Wetter ist doch zu regnerisch und windig, sodass wir einen Gang über das Lavafeld Leirhnjúkshaun nicht ins Auge fassen. Im Laufe des Nachmittags bessert sich das Wetter und wir fahren wir noch einmal an das Südende des Mývatns, nach Skútustaðir. Hier können wir einen Ohrentaucher bei der Fütterung des Nachwuchses beobachten und auch eine Eistaucherfamilie lässt sich blicken. Das Wetter klart schließlich so auf, dass wir beschließen, den Krater des nahe gelegenen Vulkans Hverfell zu besteigen. Bei der Umrundung des Kraters bieten sich fantastische Blicke in die Umgebung und auch der Krater als solche ist schlicht unvergleichlich.

Samstag, 27. August

Heute verspricht das Wetter gut zu werden und so machen wir uns auf den Weg zu drei großartigen Wasserfällen, alle durch den Fluss Jökulsá á Fjöllum gebildet. Zunächst besuchen wir den Selfoss, der über einige hundert Meter Breite in einer Stufe in eine Schlucht fällt. Wenig weiter flussabwärts gelangen wir zum Dettifoss, der hier eine Fallhöhe von mehr als 40 Metern aufweist und durch die großen Wassermassen des Jökulsá á Fjöllum als energiereichster Wasserfall Europas gilt. Von hier aus nehmen wir den Pfad entlang des Flusses und gelangen zum noch etwas weiter flussabwärts gelegenen Hafragilsfoss, der wiederum ein ganz eigenes Erscheinungsbild zeigt, absolut lohnenswert! Da das Wetter im Laufe des Tages sich als sehr stabil und sonnig zeigt, beschließen wir auf der Rückfahrt, den tags zuvor ausgefallenen Stopp am Leirhnjúkshraun nachzuholen. Dann heißt es erst einmal wieder zurück zur Unterkunft und sich um die Verpflegung kümmern. Abends machen wir uns noch einmal auf den Weg zu dem Lavafeld, da die Nordlicht-Prognose gut ist und das Wetter mitspielt. Und wir haben tatsächlich Glück und die Nordlichter bieten uns ein eindrucksvolles Schauspiel.

Sonntag, 28. August

Für uns heißt es nun wieder Koffer packen, die Tage hier am „Mückensee“ sind schon wieder vorbei. Da das Wetter aber wieder sehr schön ist, legen wir gleich schon wieder einen Stopp am Berg Vindbelgjarfjall ein. Die Windstille an diesem Morgen lässt aber unzählige Plagegeister umherschwirren und so bekommen wir hautnah mit, woher der Mývatn seinen Namen hat. Ab einer gewissen Höhe über dem normalen Gelände haben wir vor den Plagegeistern aber unsere Ruhe und so können wir den Ausblick vom Gipfel dieses schönen und ganz einzeln liegenden Bergs genießen. Anschließend fahren wir weiter über Akureyri nach Ólafsfjörður. Bei einem Spaziergang zum Hafen schauen wir uns schon um für einen guten Nordlicht-Beobachtungspunkt, den wir dort auch ausmachen. Dieses Städtchen liegt ein wenig abseits der „normalen“ Route vieler Reisender und so ist tatsächlich nicht viel los in unserer Unterkunft wie auch in der örtlichen Gastronomie. Im Höllin Restaurant finden wir aber eine Verpflegungsstätte und begeben uns anschließend bei Anbruch der Dämmerung wieder zum Hafen. Auch hier ist das Glück wieder auf unserer Seite. Zwar ist zunächst ein wenig Geduld gefordert, aber dann lohnt es sich umso mehr! Die Kombination von Wasser, Hafenlichtern, Bergen und Polarlicht lassen unsere Standortwahl als richtig erscheinen. Schließlich, nach ein paar Stunden, müssen wir uns aber doch losreißen von diesem faszinierenden Schauspiel und wieder unsere Unterkunft aufsuchen.

Montag, 29. August

Diesen Tag nehmen wir uns Zeit für eine Rundfahrt über Tröllaskagi-Halbinsel. Wir nehmen die Piste in Richtung Lágheiði. Dieser Weg markiert die alte Landverbindung nach Westen, als die Straßentunnel in Richtung Siglufsfjörður noch nicht existierten. Am Abend nutzen wir die Gelegenheit und kochen in der „Hotelküche“ unserer Unterkunft. Wurde hier noch vor nicht allzu langer Zeit Frühstück und Abendessen für die Hotelgäste bereitet, so steht diese Küche nun den Gästen zur Verfügung. Hoffen wir für diesen schönen Ort, dass der Tourismus bald wieder ermöglicht, hier eine Restauration zu betreiben. Es lohnt sich auch, die kleinen öffentlichen Bäder aufzusuchen, die man in vielen dieser kleinen Orte findet. Daher macht sich an dem Nachmittag auch eine kleine Anzahl von uns auf den Weg in das Bad von Ólafsfrörður; einfach schön und entspannend! Da das Wetter auch an diesem Abend wieder klar ist, machen wir uns noch einmal mit Kamera und Stativ auf den Weg. Dieses Mal nutzen wir einen Standpunkt am Ólafsfjarðarvatn, um auf sich im ruhigen Wasser des Sees spiegelnde Nordlichter zu hoffen. Tatsächlich zeigt sich die Aurora Borealis auch wieder, sogar im violetten Spektrum des Lichts, aber die Intensität und auch die Dauer der Lichterscheinung lassen uns dann doch früher in die Federn kommen als am Vortag.

Dienstag, 30. August

Der heutige Tag soll schon wieder der Rückfahrtag nach Keflavík sein. Für die Vormittagsstunden verheißt der Wetterbericht allerdings noch schönes Wetter und so wählen wir als Route die Küstenstraße nach Westen. Wo es eben schön ist, stoppen wir und machen Fotos. Auch an der alten Kirche Grafakirkja, die auf das 17. Jahrhundert zurück geht, machen wir einen Halt. Der Wetterbericht sollte recht behalten und so frischt der Wind gegen Mittag kräftig auf, die Wolken nehmen zu und als wir wieder die Ringstraße bei Blönduós erreichen, setzt der Regen ein. Den Abschlussabend verbringen wir wieder in Keflavík im Kaffi Duus, es gibt unangenehmere Orte auf der Welt!

Mittwoch, 31. August

Leider ist die Reise schon wieder zu Ende und so heißt es Abschied nehmen von diesem schönen Land, das uns wieder hervorragend aufgenommen hat und wir zumindest einen kleinen Teil des Zaubers des Nordens sehen durften!

Reiseleitung, Bilder & Bericht: Uwe Maaß

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