Unser Empfang auf der Insel am 5. März war etwas feucht, zugegeben. Regen und Wind sind im März aber auch nichts Ungewöhnliches auf Island und so blicken wir, Birgit, Brigitte, Detlev, Markus, Ullrich und Uwe, gespannt darauf, was die nächsten Tage so bringen werden. Wir begrüßen uns am Flughafen und erreichen nach kurzer Fahrt unsere erste Unterkunft in Keflavík. Stressfrei ankommen und nach langem Reisetag keine langen Fahrten mehr, das allein ist schon eine Qualität! Abends in der „Bibliothek“ (Library) nutzen wir die Zeit noch zur Erbauung, vor allem zur körperlichen, denn dieses schöne Restaurant ist wirklich zu empfehlen!
Am folgenden Morgen sieht das Wetter schon viel besser aus, also Sachen packen und raus. Zwei von uns haben die „Blaue Lagune“ gebucht, die Wellness-Oase der Gegend, durchaus empfehlenswert! Die Übrigen genießen zumindest den Blick auf das türkisblaue Wasser und machen dann einen Ausflug an die Südküste zum Naturpool bei Brimketill und zum Leuchtturm Reykjanesviti an der Südwestspitze der Halbinsel Reykjanes.
Dann geht es gemeinsam weiter über die Südküstenstraße und durch den schönen Ort Eyrarbakki bevor wir bei Selfoss auf die Ringstraße 1 treffen. Auf diesem Streckenabschnitt in Richtung Vík liegen die Wasserfälle Seljalandsfoss und Gljúfrabúi und der Skógafoss; die dürfen einfach nicht unbeachtet bleiben.
Wir erreichen schließlich unser Quartier nahe des schwarzen Strands Reynisfara. Die Neugier befiehlt es und das Wetter erlaubt, dass wir die Abendstimmung am Strand genießen (bei mächtig Wind und ordentlich Wellen). Im Anschluss wird gemeinsam der Kochlöffel geschwungen und da behaupte noch einer, dass viele Köche den Brei verderben; lecker war es! Damit ist der schöne Abend aber noch nicht beendet, es zeigen sich immer wieder Lücken in der Wolkendecke, der Nordlicht-Index ist auch nicht schlecht und tatsächlich „grünt“ der Himmel! Immer wieder bilden sich am nördlichen Himmelsabschnitt schimmernde Bänder und mit Stativ und Kamera fangen wir einige schöne Eindrücke ein.
Der heutige Tag, der 7. März, startet mit einem Besuch des „Türlochfelsens“ (Dyrhólaey). Die hier sehr hohe zerklüftete Steilküste erlaubt viele spektakuläre Aussichten. Mit enormer Wucht branden auch hier die Wellen, wie schon in den vergangenen Tagen, an die Felsen. Das Wetter ist zwar wechselhaft und etwas windig, aber die kurzen Schauer (mehr Schnee als Regen) machen uns nichts aus. Zum Nachmittag laufen wir zu einem Artefakt in der Naturlandschaft. Im November 1973 musste ein Flugzeug der amerikanischen Luftstreitkräfte, das auf dem Weg zur Airbase nach Keflavík war, hier notlanden. Alle Insassen überlebten das Unglück, die Maschine wurde aber am Strand gelassen und ist heute ein beliebtes Fotomodell.
Und abends? Genuss pur! Gab es am Vorabend Fisch, steht heute Lamm auf dem gemeinsamen Speiseplan, vortrefflich, wieder einmal!
8. März. Wir dehnen das Frühstück etwas aus, das Wetter lockt erst einmal noch nicht nach draußen. Die Zeit nutzen wir, und lauschen Uwe, der einen Vortrag über Island hält und über seinen Laptop das Ganze bildlich untermalt. Schließlich begeben wir uns aber doch zu unserem „Hausstrand“. Hier fegt eine stramme Briese von Südost über den Strand. Wir müssen aufpassen, uns und das technische Material schützen, denn so manche Böe ist ein regelrechtes Sandstrahlgebläse. Nachmittags fahren wir nach Vík, wir haben einige Plätze in der „Icelandic Lava Show“ gebucht. In der Show wird ein Vulkanausbruch simuliert und ein kleiner Lavastrom ergießt sich in den Zuschauerraum, extrem beeindruckend! Zudem werden die Ereignisse um den letzten großen Ausbruch des nahen Vulkans Katla von 1918 geschildert. Diese Eindrücke müssen erst einmal verdaut werden. Am besten geht das, indem wir noch etwas zu uns nehmen. Dazu besuche wir das kleine Restaurant Halldórskaffi; ein Wohlfühlort und der Koch weiß was er tut!
9. März. Heute heißt es Sachen packen, wir verlagern unseren Standort weiter nach Osten. Der Tag beginnt wolkenlos und verspricht auch so zu bleiben. Wir durchfahren den Mýrdalssandur und den Eldhraun um einen Stopp auf dem Skeiðarársandur einzulegen. Diese „Mondlandschaft“ ist das Gletschervorfeld des riesigen Gletschers Skeiðarárjökull, einer Gletscherzunge der großen Inlandsvereisung Vatnajökull. Man kommt sich klein vor…
Da das Wetter sehr gut mitspielt, unternehmen wir im Naturpark Skaftafell eine Wanderung vom Informationszentrum Skaftafellstofa zum Aussichtspunkt Sjónarnípa oberhalb der Gletscherzunge des Skaftafellsjökull und weiter zum Wasserfall Svartifoss. Der Weg ist teilweise noch verschneit und glatt, daher sind Steigeisen empfohlen.
Wir beziehen unsere Zimmer in dem nun nicht mehr weit entfernten Hotel und treffen beim Abendessen noch auf Daniel und Gerhard, zwei Freunde und Bekannte; ein lustiger Abend, der aber noch nicht zu Ende ist, da die Aussicht auf Nordlichter weiter im Osten durchaus gegeben ist. Also heißt es nach dem (leckeren!) Abendessen, dicke Klamotten an und los in Richtung Jökullsárlón. Auf einer Anhöhe mit Blick auf die Gletscherlagune, Gletscher und Berge beziehen wir Stellung und auch hier können wir einige schöne Bilder einfangen von der Aurora Borealis, dem Nordlicht. Der Wind pfeift aber mächtig und es ist nicht einfach, überhaupt einen sicheren Stand für Material und Mensch zu finden. Je mehr Spagat ein Stativ kann, desto besser! Irgendwann haben wir genug gesehen und die Kälte macht sich bemerkbar und so beschließen wir den Abend.
10. März. Wir genießen das Frühstücksbuffet und freuen uns auf den Tag, schließlich steht heute eine Gletscherwanderung und eine Gletscherhöhlentour an. Nur das Wetter spielt überhaupt nicht mit. Die Anprobe von Helm und Steigeisen geht noch, aber schon auf dem Weg vom Parkplatz zu dem Gletscher Falljökull wird es etwas feucht. Über einen flachen Gletscherbereich geht es bis an die Zone, wo Klüfte, Spalten und Rippen die Szene beherrschen. Im unteren Bereich der Gletscherzunge begeben wir uns in das Innere des Eises, allerdings ist durch die massive Schmelze der letzten Zeit die Höhle doch eher klein. Insgesamt ist der Eisverlust der Gletscher auf Island in den vergangenen Jahrzehnten mit zunehmendem Tempo vor sich gegangen. Die Eisriesen verschwinden, das erfüllt einen mit Wehmut. Menschen sind wichtig, die Natur ist es auch!
Es ist schon eine sehr nasse Angelegenheit und auch Stellen, die wir bei dem Hinweg noch gut haben passieren können, sind auf dem Rückweg schon deutlich schlechter begehbar. Der Schneematsch wird tiefer und der Wasserstand von Bächen und Tümpeln steigt.
Den Rest des Tages verbringen wir damit, Mensch und Material zu trocknen. Abends müssen wir auch nicht mehr vor die Tür, unser kleines Hotel hat ja schließlich ein sehr gutes Restaurant.
Der heutige Tag, der 11. März, verspricht trockener zu werden. Zunächst lauschten wir aber wieder Uwe, der heute über Pflanzen und Tiere Islands spricht, dann noch über Nordlichter und Nordlichtfotografie und dazu ebenfalls wieder Bilder zeigt.
Am späteren Vormittag, als sich die Schauer allmählich verziehen, können wir uns auf den Weg machen. Am Kvíárjökull machen wir unseren ersten Halt. Hier hat der Gletscher einen fantastischen Endmoränenbogen hinterlassen, die Geomorphologen und Glaziologen kommen voll auf ihre Kosten, alle anderen Mitreisenden natürlich auch. Wir wandern über die hügelige Grundmoräne bis zum See im Zungenbecken des Gletschers. Es ist ein sehr schöner Ort, auch weil hier sich kaum eine Seele hin verirrt. Der zweite Stopp des Tages ist am Fjallsárlon, der Gletscherlagune des Fjallsjökull. Hier schwimmen ein paar größere Eisbrocken auf dem überwiegend zugefrorenen See, teils wasserblau gefärbt, teils schmutzig-schwarz gestreift; das bildet schöne Kontraste, auch wenn noch ein wenig Licht fehlt. Das Bistro hier hat noch geöffnet und so nutzen wir das um hier unsere warme Mahlzeit zu genießen. Die Küche ist zwar etwas eingeschränkt, aber es geht gut. Wir werden satt und es schmeckt! Und weiter geht es in Richtung Jökullsárlon. Der große Gletschersee ist durch einen recht breiten Abfluss mit dem Meer verbunden und Eisbrocken vom Gletscher werden so in das Meer und von diesem Schließlich zurück an den Strand befördert. Das Eis bildet zauberhafte Skulpturen. Leider setzt nun wieder Regen ein und vertreibt uns. Das ist allerdings nicht schlimm, wir haben ja schon wieder eine Menge gesehen an diesem Tag.
Heute am 12. März heißt es wieder Taschen packen, heute geht es zurück in Richtung Westen. Der Tag startet aber klar und sonnig und so geht kein Weg darum, wir müssen eine kleine Wanderung machen. Es geht zum Gletscher Svinafellsjökull, der liegt schließlich auf unserem Wege. Dann ruft aber die Straße, letztlich sind es noch einige Kilometer und vorgenommen haben wir uns auch noch etwas. Unweit hinter dem Skogafoss, wo wir noch einmal kurz halten, führt uns unser Weg noch einmal ab von der Ringstraße. Hier gibt es einen „Hot-Pot“, ein Thermalbad. Das Seljavallalaug, eines der älteren Outdoorbäder Islands. Es ist schon etwas rustikal, aber es geht, und wer sich einmal in das Wasser getraut hat (was alle von uns getan haben!), kann über die ganzen „Weicheier“ nur lachen, die den Fuß hineinstecken und auf einmal jämmerlich klagen über das Eiswasser! Zugegeben, das Wasser ist nicht gerade „hot“, wobei die Jahreszeit natürlich auch eine Rolle spielt. Im Sommer ist es hier drin wärmer.
Dann geht es für uns weiter, wir wollen ja schließlich nach Keflavík und erreichen dieses auch am späteren Nachmittag. Zum Abendessen finden wir uns ein im Kafi-Duus, einem guten Restaurant am kleinen Hafen. Das Fisch-Trio oder Tandoori-Lamm oder eine weitere Vielzahl von Speisen lassen keine Wünsche übrig. Und da es bisher unserem Speiseplan noch gefehlt hat, gibt es eine kleine Probierportion Gammelhai (Hákarl) mit Brennivin. Man muss darüber nicht viele Worte machen, einfach hinfahren und probieren!
Wir haben jetzt leider schon wieder das Ende unserer Reise durch den südlichen Teil dieser eindrucksvollen Insel erreicht. Es ist der 13. März, wir begeben uns nach einem frühen Frühstück in Richtung Flughafen und reihen uns ein in die langen Schlangen vor dem Check-In. In der Nacht hat es noch einmal geschneit und so erleben wir einen fantastischen Überflug über ein verschneites Land bei tief stehender Morgensonne, die einen ganz besonderen Zauber in die Szene wirft; was für ein Abschluss!
Bis zur nächsten Reise, ich hoffe, wir sehen uns wieder,
euer Uwe
Reiseleitung, Bilder & Bericht: Uwe Maaß