Island ´23 – Der mittlere Westen

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Der ausgehende Sommer vom 18. – 26. August war für dieses Jahr der Zeitraum, um sich dem “mittleren Westen” der großen Insel intensiv zu widmen. Dabei nahmen wir uns Zeit für Geysir, Gullfoss und Þingvellir, waren ausgiebig auf der vielfältigen großen Halbinsel Snæfellsnes unterwegs und begaben uns dann auf die Spuren von Snorri Sturluson in Reykholt (nord). Und wenn wir schon in der Gegend waren, durften Besuche bei dem einmaligen Wasserfall Hraunfoss und dem Gletscher Langjökull auch nicht fehlen. Lesen Sie unten den Reisebericht zu dieser wunderschönen Reise.

Freitag, 18.08. Bei Regen ankommen, bei Regen auch wieder abreisen und dazwischen Sonne und Wärme; nun gut, keine 30°, aber immerhin um die 20° sind für Island schon warm und überhaupt angenehm. Wir hatten für unsere Reise „Island – der mittlere Westen“ also beste Voraussetzungen und so wurde es auch eine fantastische Fahrt. Nicht nur das Bahn und Flug pünktlich waren, der Flieger kam auch noch 20 Minuten vor geplanter Ankunft an und mit unserem Vehikel und dem Check-In in der Unterkunft ging es auch sehr zügig. Was macht man also mit der gewonnenen Zeit? Ab ins Gelände! Und so bescherte uns der Nachmittag (der sich dann als gar nicht mehr so regnerisch erwies) noch eine schöne Einstimmung auf Island mit einer kleinen Rundfahrt über die Halbinsel Reykjanes mit Stopps an der „Europa-Amerika-Brücke“, der heißen und sagenumwobenen Quelle Gunnuhver und dem Brimketill-Pool direkt an der Steilküste, an die an diesem Tage gewaltige Brecher schlugen. Abends kehrten wir im Salthúsið in Grindavík ein, schließlich war es nun schon spät und wir verspürten doch ein wenig Hunger.

Samstag, 19.08. Am folgenden Tag verschlug es uns auch noch einmal in die Richtung, da das Wetter schon allmählich aufklarte und wir dieses nutzen wollten für eine Stippvisite bei der Blauen Lagune (nur gucken, nicht anfassen!) und für eine Rundfahrt auf der Halbinsel bei Grindavík mit dem eindrucksvollen „Schiffsfriedhof“ und dem Leuchtturm Hópsnes Lighthouse. Dann ging es aber wirklich los in Richtung unseres ersten Standortes nach Fluðir. Und was kann man samstags denn sinnvolleres machen, als einen Badetag einlegen? Also packten wir das Badezeug ein und begaben uns zum „Gamla Laugin“ (oder: Secret Lagoon), dem ältesten offiziellen Thermalschwimmbad Islands (von 1891). So erfrischt und nach unserem self-made-Dinner auf unserer Gästehaus-Terrasse auch gestärkt ging es noch einmal in die Gegend. Wir legten noch einen abendlichen Besuch beim Geysir ein. Es ist dann deutlich weniger Betrieb um die Springquelle und wir wollten auch unsere Chance wahren auf Nordlichter an diesem spektakulären Punkt. Die Aurora Borealis zeigte sich auch, aber diesen Abend immer in bemerkenswert kurzen Episoden und gerade nicht, wenn die Wassersäule aus dem Boden schoss; vielleicht wäre das auch des Guten zu viel gewesen.

Sonntag, 20.08. Frühstücken, Sachen packen und dann ging es los an diesem neuen Tag. Einen ersten Stopp machten wir am Brúarhlöð, einem kleinen, aber sehr sehenswerten Canón, den die Hvitá hier in das Gestein geschnitten hat. Die gleiche Hvitá bildet wenige Kilometer stromaufwärts den großen Wasserfall Gullfoss, unser nächstes Ziel an diesem Tag. Der Wind stand recht günstig und ließ uns verschont von dem Sprüh, den der mächtige Wasserfall oft über die Betrachter ergießt. So war ein Gang auch auf das Felsplateau nahe der oberen Fallstufe an diesem Tag sehr gut möglich. Dann mussten wir aber weiter, es sollte schließlich auf die Halbinsel Snæfellsnes gehen. Das ist nicht richtig weit, aber eben doch schon einige Kilometer. Einen Stopp legten wir aber dennoch ein. Die Basaltsäulenwand Gerðuberg zeigt dieses Gestein einfach mustergültig und lag zudem noch nah an der Strecke. Dann fuhren wir weiter in das Örtchen Olafsvík an der Nordküste der großen Halbinsel.

Montag, 21.08. Schon zu nachtschlafender Zeit ging die Sonne wieder auf und klares Wetter hielt sich auch bis zum Frühstück. Da es nicht selbstverständlich ist, dass der nahe Snæfelsjökull seinen Gipfel preisgibt, machten wir uns auf den Weg über die Schotterstraße F570 in Richtung des Gletschers. Die Kühle der Höhe und die Nähe zur Eiskappe war dann bei unserem Stopp schon deutlich zu spüren. Wir schlugen einen Weg ein, der zwar nicht zum Eis aber zu einem schönen Aussichtspunkt auf den Gletscher und die Eisbrüche am südwestlichen Rand führte. Schon bei der Abfahrt stoppten wir noch einmal bei den „Sönghellir“. Hier hat Schmelzwasser Höhlen im weichen Gestein geschaffen.

Anschließend machten wir uns auf die schöne Wanderung entlang der Küste von Hellnar nach Arnastapi. Teils lief der Weg durch einen Lavastrom, der hier die Küste erreichte und bizarre Formen hinterließ, teils ging es über eine sanfte hügelige Landschaft, die in spektakulären Basaltformationen steil zum Meer abbrach. In der Brutzeit der Seevögel ist hier die Hölle los, aber zu dieser Zeit waren die Felsen schon weitgehend entvölkert. Immerhin sahen wir noch einige Dreizehenmöwen, teils noch mit Jungtieren, die ihren eigenen Flugfähigkeiten noch nicht so recht trauten. Auch Eiderenten und Kormorane sahen wir noch, dazu noch einen Rotschenkel, einige Rotdrosseln und später auch noch einen Regenbrachvogel; insgesamt war die Vogelwelt aber schon deutlich ausgedünnt gegenüber dem, was Juni und Juli bieten.

Dienstag, 22.08. Auch an diesem Tag präsentierte sich der Himmel wolkenlos und so sollte es auch über den Tagesverlauf bleiben. Zunächst machten wir einen Stopp in dem nächsten größeren Ort Grundafjörður; ein hübsches kleines Örtchen ebenfalls an der Nordküste der Halbinsel (wie übrigens alle größeren Siedlungen hier an der Nordküste liegen und natürliche Hafenbuchten nutzen). Vor dem Hafen lag gerade ein zwar nicht riesiger Kreuzfahrer, aber es war doch erkennbar viel los im Ort und auf dem kurzen Weg in Richtung Kirkjufell und Kirkjufellsfoss. Sowohl der Berg als auch der Wasserfall, meist aber in Kombination, schmücken viele Kalenderblätter und Broschüren Islands, wir sind also an einem der Top-Spots der Insel. Der Wind rührt sich kein bisschen und so hatten wir das seltene Glück, in dem nahen See ein perfektes Spiegelbild des charakteristischen Berges zu sehen.

Nachmittags ging es dann an Bord der „Iris“, mit der wir auf Beobachtungssuche nach den größten tierischen Lebewesen gehen wollten, es ging auf Wal-Beobachtung; zumindest war das das Ziel. Die großen Meeressäuger hielten sich allerdings an diesem Tag leider bedeckt (oder waren wohl gar nicht da), bis auf ein Zwergwal der sich zweimal blicken ließ, bevor auch er verschwand. Macht nichts, die Ausfahrt bei strahlendem Wetter war trotzdem schön. Wir schauten halt nach Meeresvögeln und da waren Eissturmvögel, Silbermöwen, Küstenseeschwalben, tatsächlich auch noch einige wenige Papageitaucher und auch Basstölpel unterwegs. Wegen der „Wal-Freiheit“ gab es für alle einen Gutschein für eine kostenfreie weitere Ausfahrt, wann immer man einmal wieder hier ist (… und das ist ja durchaus nicht unwahrscheinlich, dass dieses der Fall sein wird!).

Mittwoch, 23.08. Ein „Unbedingt-Punkt“ (neben eigentlich vielen anderen solcher Punkte, die wir in den wenigen Tagen hier nicht besuchen konnten) mussten wir aber noch aufsuchen, bevor es dann peu á peu wieder nach Osten gehen sollte. An der Südküste gibt es eine Stelle, die gerne als Liegeplatz von Seehunden und Kegelrobben aufgesucht wird. Und zu Beobachtungszwecken sollte diese Stelle nun auch von uns aufgesucht werden. Tatsächlich räkelten sich hier einige dieser Tiere auf den Steinen im Wasser. Trotz so einiger mehr Menschen an dieser Stelle und trotz dessen, dass nicht alle dieser Menschen auch die nötige Ruhe hielten, die an diesem Liegeplatz angemessen wäre, blieben die meisten Tiere doch an ihren Plätzen liegen. Nur häufiges Umschauen einiger Tiere zeigte, dass sie doch dem komischen Auflauf in ihrer Nähe nicht so ganz trauten.

Weiter ging es wieder an die Nordküste mit einem Stopp am Berserkjahraun, einem großen Lavastrom, der sich an dieser Stelle nach Norden in Richtung Küste ergoss. Besonders auffällig sind hier die fast feuerroten Kegel der Vulkane, aus denen die Lava austrat.

Nicht weit entfernt stoppten wir erneut und legten bei dem Leuchtturm Súgandiseyjarviti eine Pause ein. Der Felsen, auf dem dieser gebaut ist schützt die Hafeneinfahrt und gewährt einen fantastischen Blick über die schöne Stadt Stykkishólmur mit ihren alten bunten Häusern und über die Schärenlandschaft drumherum. Von hier gehen die Fähren zu den Inselchen Flatey und weiter zu den Nordwestfjorden. Unser Weg führte uns allerdings nun in Richtung Osten und so erreichten wir zum späten Nachmittag unsere Unterkunft für die kommenden zwei Tage, das Hotel Á unweit des Ortes Reykholt (nord).

Donnerstag, 24.08. Wir begannen unseren Tag mit dem Frühstück und einem durchaus nennenswerten Blick aus dem großen Panoramafenster des Frühstückbereichs, der abendlich dann Restaurantbereich wird. In dem großen Raum geht es direkt über in Kamin- und Sitzeckenbereich und dieser wiederum in die Rezeption und Lobby des Hotels. Wir befanden uns in der ehemaligen Stallung eines Gehöfts, welches nun den Hotelbetrieb beherbergte. An diesem Vormittag ging es dann für uns zunächst zu der heißen Quelle Deildartunguhver. Diese Gegend zeichnete sich durch eine Vielzahl heißer Quellen aus, deren Dampf unschwer im weiten Gelände auszumachen war. Entsprechend hoch war auch die Anzahl an Gewächshäusern, in denen die Bodenwärme genutzt wurde. Die Quelle Deildartunguhver ist insofern bemerkenswert, da es die größte der heißen Quellen ist mit einer Ausschüttung von fast 200 Litern kochendem Wasser pro Sekunde. Diese Energiemenge reicht aus, um die großen Orte Akranes und Borgarnes mit heißem Wasser zu versorgen.

Unseren nächsten Stopp legten wir in Reykholt (nord) ein, dieses ist aus kulturhistorischer Sicht ein ganz besonderer Ort. Hier lebte und wirkte der Gode, Gesetzessprecher und Dichter Snorri Sturluson (1179 – 1249 n.Chr.). Insbesondere seine historischen Berichte und dichterischen Werke („Heimskingla“, „Snorri-Edda“ etc.) sind eine unschätzbare Hinterlassenschaft aus seiner Zeit. Ausgrabungen legten Teile seines Gehöfts und seines eigenen Thermalbades (Snorralaug) frei. In der nahen neuen Kirche befindet sich ein Dokumentations- und Forschungs-zentrum (Snorrastofa) zu der damaligen Zeit und dem alten Schrifttum. Ebenfalls sehens-wert an dieser Stelle ist die alte Kirche „Gamla Kirkjan“ aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Gegen Mittag fanden wir uns bei schönstem Wetter zu einem Snack auf Terrasse in unserem Hotel Á ein, bevor es nachmittags zu dem nah gelegenen Wasserfall Hraunfossar ging. Nicht die Fallhöhe ist hier entscheidend, es ist die Breite von vielleicht einem Kilometer, über die unzählige einzelne Wasserfälle scheinbar aus dem Gestein hervortreten und über eine Kante in den türkisblauen Fluss stürzen. Anschließend fuhren wir über eine etwas raue Schotterstraße in Richtung des Gletschers Lanjökull. Hier, unweit des Gletscherrandes, befinden sich die Stationen „Klaki Basecamp“ und „Mountaineers of Iceland – Jaki Basecamp“, von denen aus Touren auf den Gletscher unternommen werden können. Hier starten auch die Fahrten zu einer künstlichen Gletscherhöhle (durchaus sehenswert!).

Zum Abend fanden wir uns wieder in unserem schönen Hotel ein, genossen das Abendessen und packten dann noch einmal unsere Fotosachen in den Wagen, schließlich war es wolkenlos und wir hofften doch noch auf Nordlichter. Diese ließen sich zwar diesen Abend nicht recht blicken, die Ruhe, die klare Luft und die Sterne am weiten Himmel waren dennoch zauberhaft.

Freitag, 25.08. Heute hieß es schon wieder Abschied nehmen von diesem gastlichen Ort. Wir schlugen die Strecke über die Straßen 50, 52 und 520 zum Hvalfjörður, umfuhren das Innere des Fjordes um schließlich in Richtung Þingvellir nach Süden zu fahren. An dieser Stelle befand sich der große Versammlungsplatz, an dem seit dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert jährlich der „AlÞingi“ stattfand und an dem schließlich 1944 die volle Souveränität Islands ausgerufen wurde. In schöner „aussichtsreicher“ Lage legten wir noch oberhalb des Sees Þingvallavatn eine Pause ein, bevor es für uns weiterging nach Keflavík, zur letzten Übernachtung unserer Reise. Zum Abendessen kehrten wir in das immer wieder empfehlenswerte „Cafí Duus“ am kleinen Hafen ein und auch an diesem Tage sollten wir nicht enttäuscht werden!

Samstag, 26.08. Für alle, die an diesem Tage die Rückreise antraten, stand ein frühes Frühstück auf dem Programm, schließlich gehen sehr viele Maschinen in Richtung Europa zwischen 7 und 8 Uhr morgens raus. Da hatten es diejenigen gut, die noch ein paar Tage blieben. Sie konnten nicht nur dieses schöne Land noch weiter erkunden, sie mussten auch nicht so früh aufstehen 😊

Reiseleitung, Bericht und Bilder Uwe Maaß

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